Pilgern

Pilgertagebuch

vom 01.-15.05.18 haben Aileen und ich eine Pilgerreise durchgeführt.

Unsere Gedanken, Ideen und Eindrücke kannst du hier lesen.

Wenn du von Anfang an lesen möchtest, scrolle nach unten. Der erste Tag steht dort und nach oben wird es immer aktueller.

Wir bedanken uns für die motivierenden Botschaften. ?

13.05.18 – zwölfte Etappe – Padron – Santiago

Der letzte Pilgertag auf dem Weg. Morgen steht noch die abschließende Pilgermesse an, doch erst einmal zu heute.

Aileen ist mit Handschuhen gestartet.

Gerne würde ich schreiben, dass
– Uns unser Ziel magisch angezogen hat.
– Oder wir über den Weg die letzten Kilometer geschwebt sind.
– Oder wir wie beflügelt ins Ziel flogen.

Doch nichts von dem traf zu. Der Wetterbericht sagte Regen voraus. Es hatte auch bereits geregnet, als wir starteten. Also hieß es Regenklamotten anziehen. Der Optimist in mir schallte, siehste, dann kommen die Klamotten jetzt auch zum Einsatz und du hast sie nicht umsonst mitgeschleppt.

Es standen 26 Kilometer auf dem Plan. Pauschal kalkulierten wir mal zwei Kilometer als Sicherheitsreserve drauf und los ging es. Wir starteten noch vor neun Uhr. Denn wir hatten eine mächtige Abschlussetappe vor uns.

Schon nach kurzen 1,5 Stunden merkten wir Beide, dass es heute nicht wirklich rund lief. Nach vier Stunden hatten wir gerade mal 10 Kilometer und unsere Körper gaben eindeutige Signale, dass mit einer Geschwindigkeitssteigerung heute nicht mehr zu rechnen sei.

So hieß es Schritt für Schritt. Durchbeißen! Auf der letzten Etappe Zähne zusammenbeißen. Auf gar keinen Fall wollten wir heute damit beginnen, ein Taxi zu nehmen.

Wäschwaschplatz

Inspiration des Tages: Welche innere Stärke du hast, erfährst Du erst, wenn es keine andere Option gibt.

Es war erstaunlich wie synchron unsere Körper rebellierten. Uns war klar, dass wir es schaffen. Wir vertrauten darauf. Es war uns nun auch klar, dass es anstrengend werden würde.

Nur noch zehn Kilometer

Schritt für Schritt, Meter für Meter und letztlich Kilometer für Kilometer. Kennst du das Gefühl, wenn die Zeit nicht vergeht? Zeit ist ja so relativ. Vielleicht kannst du dich noch an Schulstunden erinnern, in denen du immer wieder auf die Uhr geschaut hast, weil die Zeit so zäh verstrich. Genau diesen Zustand hatten wir heute mit Kilometern. Jedes Mal wirklich jedes Mal dachte ich beim auf die Uhr schauen (sie misst unsere Kilometer), dass kann nicht sein.

So ca 7,6 km vor dem Ziel standen Kilometerangaben auf den Pilgersäulen. Wenn die erste Säule 7,6 km anzeigt, du dich weiterschleppst und die nächste 7,4 km anzeigt, ist das nicht witzig oder motivierend. Überhaupt nicht motivierend. Augen zu und durch. Schritt für Schritt und Meter für Meter.

Irgendwann schrieb eine Freundin per WhatsApp: Naaaaa???? Seid ihr schon im Ziel????
Ich lachte und dachte, die rufen wir jetzt an. Aileen war unsicher, ob sie die Kraft für ein Telefonat hätte. Stimmt, besser FaceTime. Wir haben knapp 30 Minuten per FaceTime miteinander gesprochen. Es hat uns Kraft gegeben und abgelenkt. Danke Sanni und Hanno.?? Vielen Dank auch an die liebe Family. Von meiner Mama bekamen wir tolle Nachrichten und Bilder von unserer Grace. ? Auch Anruf von Aileens Eltern gab uns Rückenwind.

Irgendwann auf dem Weg kam mit plötzlich ein Einfall. Es war sonnenklar, weshalb es so anstrengend war. Es war die Abschlussprüfung. Ja, wir hatten während der letzten Tage die ein oder andere Blase und die damit verbundenen Schmerzen. Doch heute waren wir durch. Richtig körperlich ko. Die Idee, die mir kam, je anstrengender die Prüfung, je mehr wir uns den Allerwertesten aufreißen, desto größer ist der wahrgenommene Erfolg bei Bewältigung dieser Prüfung.

Weisheit des Tages: Wenn es anstrengend wird, gib nicht auf, sondern dein Bestes. Aufgeben kannst du ein Päckchen bei der Post aber nicht beim Erreichen Deiner Ziele.

So wurde ich dankbar für die Strapazen. Ich wurde dankbar für die Anstrengungen. Ja, ich wurde dankbar für die Schmerzen.

Wir hangelten uns von Café zu Café. Leider gab es auf dieser Etappe viel zu wenige.? Drei oder vier. Beim letzten Stopp gingen wir so lange und es kam nix. Da rasteten wir einfach am Wegesrand. Hauptsache die Beine/Füße entlasten. Dann gingen wir weiter und nach der nächsten Kurve kam ein Café. Ok, das war ja unser eigentliches Zwischenziel und so mussten wir eben noch einmal rasten.?

Dann endlich Santiago. Vor uns klatschten sich andere Pilger ab, weil sie den Zielort erreicht haben. Die Strapazen und die Atmosphäre sorgten dafür, dass auch meine Vorfreude stieg und ich unbewusst das Tempo erhöhte. Ich merkte es erst als Aileen meinte, dass ich ganz schön rase. Wir nennen es jetzt „stöckeln“.? Ich bin also ziemlich losgestöckelt. Da spürte ich auch schon meine Fußsohlen, die genau der gleichen Meinung waren. Ihre Art mir dies mitzuteilen, war das Gefühl, dass sie gerade glühten.?

Dann die Turmspitze der Kirche. Ich humpelte nur noch und benötigte meine Wanderstöcke eher als Krücken.

Dann haben die dort wirklich Treppen vor die Kirche gebaut. Wenn du schon mal eine sehr lange Strecke gewandert bist und dann anschließend 20 Stufen steigen solltest, weißt du, was ich meine. Tonnenschwere Beine. In mir schrie alles, ja mach es noch schwerer für mich, ich will mich richtig freuen. Mit jeder zu erklimmenden Stufe gab sich der Platz noch mehr preis. Auf diesem standen hunderte Pilger, redeten, stießen an und machten Selfies. Ich wollte nur  noch in die Mitte des Platzes.

Auf dem Weg dorthin, diese letzten Meter spürte ich die Tränen aufsteigen. Mit glasigen Augen zog ich Aileen in meine Arme und eine Welle des Stolzes durchflutete meinen Körper. Durch jede Zelle strömte die Welle. Die Dämme brachen und wir standen stumm vor Glück einfach Arm in Arm dort. Wir waren stolz. Wir waren glücklich. Wir waren selig.

Dieses tolle Gefühl, etwas zu erreichen, für das wir uns so richtig aber so richtig den Ar… aufgerissen hatten. Eine Endorphinwelle jagte die nächste. Schmerzen? Pah ich trage alle Rucksäcke von jedem Pilger ins Hotel.?

Dann zogen wir uns an den hinteren Rand des Platzes zurück, nahmen unsere Rucksäcke ab und inhalierten den Platz.

Wir brauchten einen Augenblick. Es flossen immer noch Glückstränen. Andere Pilger wollten uns ansprechen, sahen uns und bogen ab. ?
Erst nach ein paar Minuten konnten wir dann ein Video bei Facebook posten.

Irgendwann wurde uns kalt und wir entschieden uns die Pilgerurkunde abzuholen. Dort angekommen, waren ja nur weitere 300 Meter, ächz, teilte man uns mit, dass es drei Stunden anstehen bedeuten würde, um die begehrte Pilgerurkunde zu erhalten. Wir entschieden spontan und einstimmig. Das machen wir morgen.

So humpelten wir ins Hotel und entspannten uns. Wir versuchten es, denn die Beine und vor allem die Füße schreien uns immer noch an. Sie drohen uns:„Bleibt einfach liegen und bewegt euch nieeeee wieder!“ ? Mal schauen, ob wir noch etwas essen oder einfach bis morgen hier liegen bleiben und warten bis der Schmerz aufhört.

Um 8 Uhr öffnet die Urkundenstelle und um 12 Uhr ist die Pilgermesse.☝? Wir haben Termine.??

Die wichtigste Erkenntniss des Tages: Erst wenn du dich richtig anstrengst, wirst du dich wirklich richtig über das Ergebnis freuen. Gib dein Bestes!?

12.05.18 – elfte Etappe – Caldas de Reis – Padron

Heute passierte nix. Bis morgen. War ein Spaß. ?

Am Morgen ging es los mit Singen. Kennst du die Melodie von Guantanamera ? Wenn nicht, einfach auf den das Wort klicken. Wir machten daraus.

?21 Kilometer – es sind nur 21 Kilometer – 21 Kilomeeeeeter  – es sind nur 21 Kilometer ?

Der vorletzte Wandertag war heute. Der Vorletzte. Wir können es kaum glauben. Naja unsere Füße und Muskeln schon. Morgen kommt der Höhepunkt – der Zieleinlauf. Übermorgen möchten wir dann noch die Pilgermesse besuchen.

Schaut mal der ?? Snack ?. Da fühlten wir uns fast wie zu Hause.

Doch erst einmal zurück zu heute. Das Wetter wandergerecht. Soll heißen 18 Grad. Wir hätten gut voran kommen müssen. Doch da ist der Konjunktiv hätte. Denn wir brauchten für die knapp 24 km ( 21 sollten es laut Vorhersage sei ) knapp 7 Stunden. Das lag allerdings auch an den Pausen. Unsere Körper geben eindeutige Überlastungssignale. Es ist so wunderbar zu spüren, dass wenn wir Gas geben beim Gehen, wir umso schneller pausieren dürfen. Der Körper fordert seine Ruhephasen. Ab Übermorgen darf er sich erholen.

Inspiration des Tages: Höre auf die Signale deines Körpers, sonst dreht er die Lautstärke lauter.

Die Kommunikation zwischen den Pilgern wird intensiver. Es finden immer mehr Gespräche statt. Wir gehen immer selbstverständlicher aufeinander zu.

Weisheit des Tages: Ich bleibe dabei gemeinsame Ziele vereinen. Jetzt lege ich noch einen oben drauf: gemeinsames Leiden schweißt zusammen.

Zum Mittag gab es heute mal wieder ein Pilgermenü. Wir tranken frisch gepressten Orangensaft, Wasser und zu essen gab es eine Schüssel Kohlsuppe. Alles zusammen für uns beide nur 8 Euro. Unglaublich.
Während der Mittagspause texteten wir mit meiner Mama. Sie riet uns ein bissl Sicherheitsabstand zu halten. Wir waren tollkühn und wanderten nebeneinander. Alles lief richtig dufte. ?

Alle 4-6 km legten wir eine Rast ein. Bei einer dieser Pause, wurden wir  schwungvoll, überglücklich und fast sehnsüchtig von einem Hund begrüßt. Wir fanden schnell heraus warum er bzw. sie sich so über unsere Ankunft freute. Mit ausdauernder und höflicher Bettelei ans Ziel.?  Aileen konnte der süßen Hundedame nicht wiederstehen und teilte ihren Snack. Ich glaube während der Pilgerzeit braucht dieser Hund kein Hundefutter. ?

Dann kamen wir in einer anderen Pause zu einem Künstler, der nebenbei eine Bar unterhielt. Er kauft grüne Kaffeebohnen aus den Herkunftsländern ein und röstet jeden Samstag den Kaffee selbst. Dieser muss vier Minuten ziehen, bevor er getrunken werden darf. Dafür gibt es eine Eieruhr. Aileens Urteil: absolut trinkens- und empfehlenswert.

Die Landschaft und die Wege waren wieder abwechselungsreich und wunderbar. Im Großen und Ganzen war es toll und nicht so einfach im Moment zu bleiben. Da unsere Gedanken irgendwie schon beim morgigen Tag waren.

Noch ein Tipp für diejenigen, die diesen Weg gehen möchten. Wir haben Wanderstöcke, welche wir uns für das Gebirge zulegten. Diese haben eine Metallspitze. Das ist auf Asphalt/Kopfsteinpflaster immer irgendwie nervig und davon gibt es hier reichlich. In einem Café gab es Überzieher aus Hartplastik. Diese sind richtig super und wir nutzen unsere Wanderstöcke seitdem aktiver.

Wir sind aufgeregt. Drückt uns die Daumen für die letzten 26 km.
Wir können es gebrauchen und freuen uns über Anfeuerungen im Kommentarbereich ganz unten.

 

11.05.18 – zehnte Etappe – Pontevedra – Caldas de Reis

Versetze dich mal in unsere Lage! Gestern 12 km und heute stehen 21 km an. Wie würde es dir gehen? Ach so, noch kurz die Wettervorhersage. Die letzten Tage waren es mind. 27 Grad. Für heute waren 13 Grad bewölkt und leichter Nieselregen angesagt. Ja, wir waren nicht gerade hochmotiviert.

Doch es lief dann überraschender Weise gut an. Nach drei Kilometern, wir waren ganz gut unterwegs, holte uns Luis ein. Wir hatten ihn schon einige Mae vorher gesehen. Er kommt aus Brasilien für diesen Pilgerweg.

So gingen wir gemeinsam und unterhielten uns. Es war eine bereichernde Ablenkung. Wir merkten gar nicht wie die Zeit verging und hatten auf einem Mal die Hälfte des Pensums geschafft.

Inspiration des Tages: Beachtung bewirkt Bestärkung. Wir beachteten nicht mehr unsere Füße, sondern das tolle Gespräch und schwups, lief es richtig gut.
Nicht das wir aktuell schmerzende Blasen hätten. Nein, heute war ehrlich für mich der erste Tag, an dem ich keinen Schmerz durch eine Blase hatte. Es ist schon irgendwie ein Wunder. Jeden Tag absolvieren wir unsere Kilometer. Die Füße bekommen keine Ruhe und trotzdem findet Heilung statt. Der Körper ist wirklich ein Wunderwerk.
Die Füße machen sich bemerkbar durch einen Belastungsschmerz. Dieser verschwindet, wenn wir uns eingelaufen haben. Doch sobald wir stehen bleiben oder gar eine Pause einlegen, scheinen die Füße zu signalisieren: Das war es. Das war es für heute, morgen und überhaupt. Quasi ein Fußstreik. ?

Das wir unsere Aufmerksamkeit nicht auf die körperlichen Signale lenkten, sondern in das Gespräch, „dachten“ sich die Füße wohl Augen zu und durch. Irgendwie so wird es wohl sein.

Weisheit des Tages: Energie folgt der Aufmerksamkeit.

Die Spanier und der Jakobsweg. Hier sind die Muscheln an den Toren.

Wir wanderten so vor uns hin und machten erst bei Kilometer 11 eine Pause. Das ist wirklich erstaunlich.
Der Weg war sehr abwechselungsreich und die Natur zeigte sich von den unterschiedlichsten Seiten. Einerseits dachte ich, schade, dass die Sonne weg ist. Doch auf der anderen Seite, waren es wirklich tolle Bedingungen zum Wandern.

Kleiner Wandertipp: ziehe dich immer so an, dass du noch ein bisschen frierst, wenn du losgehst. Du läufst dich warm. Wenn du dich vorher aber schon zu warm angezogen hast, fängt das ewige an- und ausziehen an.

3 Kilometer vor dem Ziel fing es dann wirklich noch an zu nieseln bzw. leicht zu regen. Doch es reichte, die Rucksäcke mit ihrer Regenhaube zu schützen und die Schirme aufzuspannen.
Die richtigen Regenklamotten blieben im Rucksack.

Die Schirme sind richtig klasse. Lassen sich komplett am Rucksack befestigen und wir haben dann die Hände frei. So etwas braucht der gelbe Pilger von heute.?

Den gesamten Tag kamen drei Mal die gleichen Reiter und Pferde an uns vorbei. Sie überholten uns und rasteten dann irgendwo. Währenddessen gingen wir an ihnen vorbei und dann überholten sie uns wieder. Das war irgendwie amüsant. Wir unterhielten uns schon mit ihnen. Hello again und lächeln immer lächeln. Die Spanier sind wirklich alle sehr sehr freundlich.

Fast angekommen, so ca. 50 m vor unserem Hotel gingen wir an einem Massgaestudio vorbei. Augen groß und strahlend standen wir vor der Tür. Ich gleich zu Aileen: los komm, das gönnen wir uns. So ein richtiges Pilgerleben eben. Doch leider war die Tür abgeschlossen. Gerade als wir uns umdrehten, kam ein Mann mit dem Logo des Massagestudios auf seinem T-Shirt. Er sprach auch noch deutsch und sagte, dass er für heute erst 1 Massage auf Termin hat und gleich noch zwei Kolleginnen kommen. Wie geil.?????? Also vereinbarten wir für 60 Minuten später zwei einstündige Massagen. Also los aufs Zimmer duschen und ab zur „Pilger“Massage. Das machen doch die Pilger so. Oder?
Was soll ich sagen? Die konnten ihren Job. Obwohl es eine Sportmassage war, bin ich gleich eingeschlafen und immer wach geworden, wenn er auf den ganz bösen Schmerzpunkten rumdrückte.

Danach wollten wir gleich etwas essen und ab ins Bettchen. Doch die Spanier haben um 18 Uhr noch keine Küche in den Restaurants. Frühestens ab 20:00 Uhr eher 20:30 Uhr fängt der Koch an zu arbeiten. Nicht ganz unser Rhythmus. Also ging es in den Supermarkt gegenüber von unserem Hotel.
Jetzt kommt es! Wir nehmen uns fertige Salate, übrigens viel bessere Qualität, als dass was wir In Deutschland bekommen, da bekommt Aileen Lust auf einen Wein. Doch leider gibt es in Spanien keinen Wein mit Schraubverschluss, was uns die herzliche Verkäuferin mitteilte. Dann holt sie uns Korkenzieher und Aileen überlegt, ob sie einen Korkenzieher kauft und den restlichen Weg mitschleppt, da rät die Verkäuferin an der Hotelbar zu fragen. Ok, so machen wir es. Wir packen gerade weitere Sachen in unseren Korb, da kommt die Verkäuferin dieses großen Supermarktes und bringt uns einen ausgepackten Korkenzieher und sagt: „Öffnen sie die Flasche! Das geht in Ordnung.“ ähm wie bitte? Der Wein war noch nicht gekauft. Sie packt den Korkenzieher für den einmaligen Gebrauch aus, lässt uns die Flasche öffnen und nimmt den Korkenzieher wieder mit. Wir gehen also mit unseren Einkäufen und einer offenen Rotweinflasche durch den Supermarkt zur Kasse. Auch die Kassiererin ist völlig lieb und verständnisvoll.

Wir sahen wie Pilger aus. Spanien und Pilger, das ist eine Liebesbeziehung.

Absoluter Kundenservice mit dem Extrakick. Ich war begeistert. Beschwingt gingen wir mit unseren Einkäufen aufs Zimmer und picknickten im Bettchen. Und jetzt wird gleich heia gemacht. Morgen erwarten uns 19 km. Dann wieder mit Sonne.

Danke für Eure lieben Kommentare.??? Sie beflügeln uns auf dem Weg. Ich lese Aileen jeden einzelnen vor.?

10.05.18 -neunte Etappe – Arcade – Pontevedra

Was sind wir heute positiv gestartet? Nur 12 km nur 12 km nuuuuur 12.
Wir sind so richtig positiv gestartet. Es war klar. Mehr als drei Stunden werden es heute nicht sein. Das Wetter war klasse und los ging es.

Nach noch nicht einmal 1,5km wussten wir, warum nur 12 km sein sollten. Aileen und ich haben Uhren, die Schritte und alles mögliche messen. Unter anderem auch wie viele Treppen wir so gehen.


Nach ca. 1,4 km Weg hatten wir Beide unser Treppenziel des Tages geschafft. Es ging nur steil bergauf. ? Dabei waren wir noch nicht einmal aus dem Ort heraus.
Am Ende des Tages habe ich 51 Stockwerke auf meiner Uhr stehen.
Auf deutsch – wir spüren es im Ar… ähm im Po.

Aus geplanten drei Stunden wurden vier. Im Hotel angekommen haben wir uns erst einmal ausgeruht und ein Nickerchen gemacht, bevor es in die Stadt ging.

Weisheit des Tages: Nicht nur eine einzelne Zahl für den Plan ist entscheidend, sondern eben auch andere Parameter. Wer diese außer acht lässt, droht sein Ziel zu verfehlen.

Wir sind an unserem Ziel angekommen. Doch eben nicht in der avisierten Zeit. Ja klar, wir sind hier eh zeitlos. Doch sage das mal dem Kopf.

Apropos Kopf, wir spüren heute eine geistige Leere. Viele Themen sind im Kopf abgehakt. Nun entsteht Platz für Neues. Nennen wir es mal geistigen Muskelkater.

Das Leben ist schön.

Gerade haben wir realisiert, dass es nur noch drei Etappen sind. Da paaren sich gleich mehrere Gefühle. Stolz über das Erreichte, Vorfreude auf das Ziel und natürlich auch ein wenig Bammel vor den letzten drei Etappen. Mit 21, 19 und 26 km haben die es noch einmal in sich. Du darfst uns gern ganz unten einen Anfeuerungskommentar hinterlassen.

Doch dann lockt schon Santiago de Compostella. Wir sind gespannt.

09.05.18 – achte Etappe -Porriño -Arcade

Heute standen 24 km auf dem Plan und Tatsache es sollten auch nur 25 km werden.

Die Sonne lacht der Pilgerweg ruft – wir gehorchen und folgen.

Nachdem gestrigen Tag und den erleichterten Bedingungen hieß es heute wieder mit vollem Marschgepäck los.
Und dann gleich auf 24 km. Das war für das Köpfchen schon wieder eine Herausforderung.

Lange Schatten stehen für einen frühen Start

An dieser Stelle mal Danke an dich, lieber Blogleser. Denn zu wissen, dass du hier liest, gibt uns immer mal wieder den Kick durchzuhalten, keinen Bummeltag einzulegen oder gar das lockende Taxi anzuhalten.

Es zogen Wolken auf. Doch es blieb trocken.

Weisheit des Tages: Vorhaben und Ziele öffentlich zu kommunizieren, bringt Rückenwind beim Tun.

Die Muschel ist ein Kennzeichen der Pilger.

Im Grunde waren wir ganz gut drauf. Wir sind zwischendrin sogar mal 6 km/h gegangen. Doch hintenraus hat sich das natürlich an den Füßen gerächt. Die Sohlen haben quasi geglüht. ? Es ist wirklich interessant, wie sehr sich auf einer langen Etappe ein zu hohes Tempo hintenraus rächt. Es war so mancher herausfordernder Anstieg dabei. Zur Abwechselung aber mal keine Kopfsteinpflasterwege. Du glaubst gar nicht wie unangenehm, selbst in guten Wanderstiefeln, es ist, permanent darauf zu gehen. Das wussten wir bisher auch nicht.?

Zum Abschluss bekamen wir dann noch wunderbare Blicke über die Bucht vor Arcade  

Dann ist uns heute etwas bewusst geworden. Wir gehen ja unser Tempo. Mal nebenher und mal nebeneinander. Immer wieder treffen wir bekannte Gesichter während der Pausen in den Cafés. Entweder sitzen andere Pilger schon dort, die wir vorher trafen oder sie treffen ein, während wir schon pausieren. Teilweise begrüßen wir uns wie alte Bekannte. Es herrscht eine gewisse Vertrautheit. Es findet ein kurzer Plausch statt und dann geht wieder jeder seinen Weg. Wir haben hier Menschen aus den verschiedensten Nationen kennengelernt. Aus Dänemark, Holland, Australien, Kanada und auch Brasilien.
Es entsteht ein Gemeinschaftsgedanke, weil wir alle eins gemeinsam haben. Das Ziel: Santiago de Compostella

Ein Pilger-Muschel-Schrein

Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie gemeinsame Ziele verbinden, selbst hier auf dem Jakobsweg.

Inspiration des Tages: Setz dir in deinem Beruf und in Deiner Familie gemeinsame Ziele. Lass jeden einen eigenen Anteil beitragen, etwas Größeres als er selbst zu erreichen. Dies stärkt die Individualität und gleichzeitig die Gemeinschaft.

Wir kommen dem Ziel näher, denn der erste Souvenirshop wurde gesichtet. Aileen: „Nur mal gucken“ mit diesem verschmitztem Lächeln…

Selbstverständlich wurde sie fündig – Pilgerarmbänder?❤

Morgen wird eine aktive Pause erfolgen. Es wird unsere kürzeste Etappe mit nur 12 km. Wir werden pilgern. ☝? Doch für 12 km lohnt es sich kaum. Vielleicht verlaufen wir uns für ein paar extra Kilometer. ??

Belohnung: ausruhen auf dem Balkon unseres Hotels 

Statistik für die blauen ?

Und noch ein kleiner Wanderhinweis nebenbei: Ein hartgekochtes Ei hinterlässt eine große Schweinerei, wenn es den ganzen Tag im Rucksack gut durchgeschüttelt wird.☝?

08.05.18 – siebte Etappe – Tui – Porriño

Der kürzeste Golferwitz: ich kann’s.
Der kürzeste Pilgerwitz: hab die perfekte Rucksackeinstellung gefunden.

Immer wenn du denkst, es sitzt alles, spürst du einige Zeit später den Drang etwas zu verändern. Nichts ist so vergänglich, wie die Rucksackeinstellung von vor 10 Minuten.?

Heute war es schon fast eine normale Etappenlänge und ja, es war nicht härter als gestern. Wir hatten zum ersten Mal das Gefühl, dass es nicht anstrengender war.

Angekündigt waren 17 km und es wurden einmal wieder mehr. Doch immer der Reihe nach.

Wir haben bei einem Dienstleister diese Reise gebucht. Dieser organisierte für uns z.B. alle Übernachtungen auf der Route. Es sind so für uns überall Doppelzimmer gesichert. Ein Bettenlager bzw. ein Schlafplatz zwischen zehn oder mehr anderen Pilgern müssen wir spätestens seit unserer Alpenüberquerung nicht mehr haben.??‍♂️ Diesen Luxus, ein Zimmer und ein Bad nur für uns, gönnen wir uns.
So war heute ein leichterer Tag für uns, denn  wir pilgerten bis zu einem vereinbarten Treffpunkt und wurden von dort mit dem Taxi abgeholt. Es brachte uns zurück zum Hotel. Morgen werden wir vom Hotel abgeholt und zurück zum Treffpunkt gebracht. Von dort geht es dann weiter zum nächsten Hotel. Was bedeutete das nun heute für uns? Pilgern mit minimalsten Gewicht im Rucksack. Yeahhh…

Wir packten also nur in meinen Rucksack die leichten Windjacken, Wasser und etwas zu essen ein. Aileen konnte komplett ohne Gepäck gehen. Sie war glücklich. ?
Wir fühlten uns wie kleine Kinder. Klar war es etwas unsicher. Hält das Wetter, was die Vorhersage verspricht oder werden wir doch Regensachen benötigen. Wir waren tollkühn und wagten es. ? Wir sind Pilger-Rebellen.✌?

Inspiration des Tages: Manchmal ist es ein wenig ungewiss den gewohnten Ballast abzuwerfen. Doch es wirkt befreiend.

Spruch des Tages: Besitz belastet.

Wir starteten schon sehr rechtzeitig. So dass der Morgennebel noch keine Zeit hatte sich niederzulegen. Es war sooooo wunderschön. Die Vögel zwitscherten, die Sonne bahnte sich ihren Weg und wir genossen jeden Schritt. Ok, nicht jeden, da die Blasen sich immer mal wieder meldeten. ?

Die Ruhe des Morgens war einfach besänftigend.

Doch dann kam die spanische Schnabbel. Wenn du das Buch von Hape Kerkeling kennst, weißt du, was ich meine. Wir waren also in dieser idyllischen Natur und eine spanische temperamentvolle Frau erzählte ununterbrochen ihrem Mann und ihrer Mutter irgendwelche Geschichten. Die anderen Beiden hatten wirklich keine Chance zum Antworten. Sie waren auf einmal direkt hinter uns. Da wir vor ihnen gingen, hörte ich die ganze Zeit das euphorische Geschnabbel dieser Frau. Ich bin ja auch Gelb ? und liebe gute Gespräche, in denen mir zugehört wird. Fragt Aileen! ??

Doch in solch einer Kulisse, am frühen Morgen heißt es selbst für mich: Schnabel halten! Meine Idee: kurz warten und lassen wir Sie voraus gehen. Dann wird es auf jeden Fall leiser, da sie ja nach vorne redet. Und sie redete wirklich pausenlos.?
Die Idee war leider nur dreiviertelgeil. Denn die Drei entschieden sich prompt, es auch ruhiger angehen zu lassen. Ok, Idee Nr. 2: Gas geben und einen Sicherheitsabstand aufbauen.
Das hat dann auch gut geklappt. Ich hatte wieder Stille und konnte die Vögel zwitschern und Krönten quacken hören. Bis zur ersten Pause, denn ab da an holten Schnabbel mit Mann und Mutti uns immer wieder ein. Wir sind heute also immer bei „Schnabbel-Ankunft“ aufgebrochen. ? Wir hatten unseren Spaß. Aileen mehr als ich, denn sie fand dieses Schauspiel extrem lustig. Irgendwann konnte ich dann auch einfach nur noch lachen.

Mein Pilgertipp: wenn der Jakobsweg interessant ist, fahre zu einer ruhigen Zeit. Ich wünsche Dir keine Schnabbel. Egal in welcher Sprache.

Was will mir der Jakobsweg damit zeigen? Aileen ging es heute Morgen besser. Sie hatte keine Probleme mit den Füßen und es war ihre Uhrzeit. Sie steckte die Ablenkung leichter weg, da sie super drauf war und in ihrer Pilgermitte. Es war nicht meine Uhrzeit, meine Füße schmerzten und dann kam auch noch Schnabbel. Sie konnte mich anrücken, weil ich eben nicht in meiner Mitte war.

Weisheit des Tages: Wer in seiner Mitte ist, den bringt so schnell nichts aus dem Gleichgewicht.

Die Strecke war heute die wohl schönste bislang. Es ging über Wanderwege und die Landschaft wechselte immer wieder ihr Aussehen. Wir kamen auch an einem Fluß vorbei und überlegten, ob wir unsere Füße in das total klare saubere Wasser halten sollten. Aileen testete die Temperatur und wir entschieden, dass wir unsere Füße noch spüren möchten bzw. brauchen. Es war saukaltes Wasser.?

Ein Freund hat uns die Nachricht (ist Galizisch) übersetzt:
“Wohin jener Pilger, wohin mein Pilger (auch immer) geht, Camino de Compostela, ich weiß, daß er ankommen wird.”
Dann sendet der Ort noch: „Guten Weg und einen Wunsch.“

Wir legten heute unterwegs ein paar mehr Pausen ein, denn wir waren gut in unserer Zeit. Eine z.B. an einer einsamen Kirche und andere in Cafés. Eines davon siehst du auf dem „Schnabbel-Bild“. Es war so ein kleiner Wagen mitten im Wald, direkt am Wanderweg. Sehr clever und einfach schön.

Kannst du es auf dem Foto lesen? Santiago 100 km

Es wurden dann letztlich 20,7 km. Das Taxi brachte uns zurück und hier genießen wir nun den Abend. In unserem Pilgerhotel.?

07.05.18 – sechste Etappe – Pecene – Tui

Wenn dich jemand fragt, wie du mit Blasen an den Füßen 17,5 km gehen kannst? Ganz einfach: Schritt für Schritt

Heute gab es wieder wunderbare Wanderwege.

Wie ich schon geschrieben hatte, haben wir uns bei der längsten Etappe ordentliche Blasen an den Füßen gelaufen.
Als wir heute morgen losgingen, spürte ich diese natürlich wieder. Es schmerzte. Ich glaube jeder hatte schon einmal eine Blase am Fuß. Falls nicht, bitte einfach jemanden mit beiden Händen Deinen Unterarm zu packen und die Haut in entgegengesetzte Richtungen zu drehen. Als Kinder nannten wir das Brennnessel spielen.

Es zwiebelt ordentlich. Besonders schlimm ist der Schmerz auf den ersten Schritten. Erst recht, wenn du weißt, dass du noch etliche Kilometer vor dir hast. Das Kuriose daran ist, dass dieser Schmerz irgendwann normal wird. Es läuft sich quasi ein. Ich spürte ihn dann irgendwann nicht mehr.
Nur nach einer Pause, die ja gemacht werden muss, ist es auf den ersten Schritten wieder schlimm.
Es ist schon eine wichtige Überlegung, ob wir lieber weitergehen oder uns ausruhen. ??‍♀️??‍♂️ Da steht dann die Wahl zwischen körperlicher Erschöpfung oder erneutem Anlaufschmerz nach der Pause.

Apropos Pause, heute hatten wir wohl die beste Pause auf unserer Pilgertour. Wir kamen uns vor, wie in einer Hippikommune. Alle waren total gechillt. Es gab frische, vor unseren Augen zubereitete Fruchtshakes und leckeren Reissalat mit lauter frischem Gemüse.

Hier wird gerade der Fruchtshake zubereitet.

Doch zurück zu den Schmerzen durch die Blasen an den Füßen.?
Dies ist für mich eine wunderbare Metapher zum Leben so einiger Menschen. Sie begeben sich bewusst oder unbewusst in eine Situation, die ihnen keine Freude bereitet. Vielleicht tut es auch ein bissl emotional, körperlich oder seelisch weh. Doch die Menschen leben einfach weiter. So wird dieser Schmerz „normal“ und das andere Gefühl des Wohlbefindens gerät in Vergessenheit.
Wenn ich als Trainer dann an diesem Mustern rüttele und bestimmte Dinge in Frage stelle, verteidigen die meisten Menschen ganz hartnäckig ihre Gewohnheiten.

Inspiration des Tages: Hinterfrage dein Leben in allen Facetten! Sei ehrlich zu dir selbst! Finde heraus, ob es Dinge gibt, die dir nicht gut tun! Durchleuchte deine Beziehung, deine Familie, deine Hobbys, deinen Freundeskreis und deinen Job! Wenn dir etwas nicht gut tut, dann ändere es! Niemand muss ein Leben lang mit Blasen an den Füßen laufen. Es ist keine Pflicht, die irgendjemanden bei der Geburt auferlegt wurde.

Natürlich gibt es Situationen, in denen es gilt, sich durchzubeißen. Meistens um ein höheres Ziel zu erreichen. Doch Unwohlsein, Ängste oder gar Schmerzen sind kein Normalzustand.

Der Tag heute war ansonsten eher eine Pause für uns. Angesagt waren 16 km. Natürlich wurden es wieder mehr. ??‍♂️ Wir sind mit 17,5 km angekommen. Ach und fast vergessen, wir haben Portugal ?? verlassen und sind nun in Spanien. ??

Rate mal, wer zuerst in Spanien war und wer fast zurückgelassen wurde!

Es ist mal Zeit zurück zu blicken. Was haben wir seit dem 02.05.18, also dem ersten Tag unserer Pilgerreise absolviert?
Wir sind 144,08 km gewandert und ich habe dabei unglaubliche 189.066 Schritte absolviert. Mein tolle Frau macht kürzere Schritte und hat bislang 219.462 auf ihrem Konto.
Wir haben Halbzeit in Kilometern. Yeah ?????

Morgen sollen es dann 17 km werden. Quasi ein Spielerchen ?

06.05.18 – fünfte Etappe – Ponte de Lima – Pecene

Jakobsweg – jetzt wird es persönlich. Das kommt im zweiten Teil des Berichts.

Ich habe das Gefühl, dass ich jeden Tag schreiben könnte, dass es noch anstrengender war als gestern. Und es ist auch so. Punkt.?

Am 05.05. hatten wir unsere längste Etappe mit 38 km bei guten 28 Grad im Schatten. Das war echt ein Brett. Doch wenn der 05.05. ein Brett war. Dann war der 06.05. eine ganze Holzfabrik.

Es war zwar nicht so lang. Angekündigt waren 22 km. Es wurden letztlich knappe 26 km. Und wieder hätte es keinen km mehr sein dürfen. Du kannst dir die letzten Meter zut Unterkunft wirklich wie einen Countdown vorstellen.
Aileen fragte mich: wie weit noch?
Ich freudestrahlend: nur noch 600 m.
Aileen: Du sagst das mit einer Begeisterung, als wären es nur noch 100 m.

Es war hart. Es war eine wirklich harte Etappe. Das hatte genau zwei Gründe.
1. Die Füße waren von den vorherigen 38 km in Mitleidenschaft gezogen.
2. Wir hatten knappe 12 km nur Bergauf. Teilweise wurde es so steil, dass ich fast die Hände zum Abstützen genommen hätte. Aber nur fast.?

Wir kamen uns wirklich wieder wie in den Alpen vor. 2017 haben wir eine Alpenüberquerung von Deutschland nach Italien absolviert.
Hier lief übrigens alles klasse. Wir hatten nicht eine einzige Blase und waren von unseren Schuhen begeistert.

Hier auf dem Jakobsweg haben wir an vier Füßen jeweils Blasen. Es ist unglaublich. Dadurch spüren wir jeden Schritt. Abends taten die Füße so weh, dass wir sie anfassen mussten, um zu spüren, ob sie noch da sind. Denn wenn sie (die Füße) nur so rumlagen, war es zu schmerzhaft um irgendetwas zu definieren. Das kannte ich vorher auch noch nicht.

Konditionell stecken wir alles super weg. Wir haben genug Luft und die Muskelatur spielt mit. Eben nur diese Füße.

So genug gejammert. Die Bilder sehen ja schon sehr klasse aus und spiegeln nicht immer genau das wieder, was wir fühlen. Das liegt daran, dass wir uns erst abends mit den anderen Themen beschäftigen. Tagsüber entschädigt der Weg, das Erreichte und die eigenen Gedankenkarusselle für alle Strapazen. Wir sind im Flow.

Inspiration des Tages: Wenn du dir ein Ziel setzt und es wird anstrengend, dann überlege, warum du dir dieses Ziel gesteckt hast! Schaue zurück und genieße das Erreichte, statt nur nach vorne zu schauen, was noch alles vor dir liegt!

Gestern ging der Durchhaltewille so weit, dass wir ca. 1,5 km vor dem Ziel ein Taxi verschmähten. Der Taxifahrer hat uns seeeeehr einladen angeguckt und das Tempo gedrosselt, als er an uns vorbeifuhr. Aileen dann so: ich steige doch nicht 1 km vor dem Ziel in ein Taxi ein. Als sie wahrnahm, dass es noch 1,8 km, haben wir Beide herzlich gelacht.

Wahrscheinlich hätten wir dann einen tollen Augenblick verpasst. Denn ca. 50 m vor unserem Hotel saß ein älterer Herr auf seinem Balkon. Als er uns kommen sah, stand er auf und bekreuzigte sich. Er grüßte uns mit dem Pilgergruß „Bom Caminho“. Wir bedankten uns und wollten schon weiter gehen, da legte dieser ehrliche Mann erst richtig los. Wir haben seine Worte nicht verstanden. Doch das Gefühl, was er uns vermittelte, war Herzlichkeit und Seligkeit. Aileen und ich waren uns einig, er segnete uns. Es war ein sehr bewegender Augenblick.??

Jetzt wird es persönlich. Wenn du dich ausschließlich für die Fakten des Tages interessierst, höre jetzt auf zu lesen!

 

watch your step ?

Gestern Abend haben wir noch lecker gegessen. Während dessen hatten wir Kontakt zur Außenwelt (Freunde in Deutschland). Da kam kurz das Thema einer Freundschaft zu einer anderen Person auf, welche wir beendeten. Wir fühlten uns ausgenutzt und betrogen durch diesen Menschen. Wir beschäftigten uns nur sehr kurz damit, eher am Rande. Doch es sollte irgendwie nachhallen.

Da sahen wir noch frisch aus. Der Tag beginnt.

Zurück im Zimmer hat mein Körper etwas rebelliert. Da musste etwas raus, wenn du verstehst, was ich meine.? Ich bin dann schlecht eingeschlafen und war immer wieder wach. Kennst du diesen Halbschlaf? Es war ein ganz tiefer Alphazustand. In diesem Zustand hatte ich immer wieder den gleichen Traum, der sich fortsetzte. Mein Traum war, dass ich farbige Würfel ordnete. Und irgendwann hatte ich das Gefühl, dass alles erledigt ist. Du kennst eventuell dieses Gefühl, wenn du aufräumst.
Als ich mich so fühlte, wurde ich richtig wach. Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas in meinem Kopf in Ordnung gebracht hatte. Ich fühlte mich selig.
Ich hatte das Gefühl, verziehen und losgelassen zu haben. Ich spürte Erleichterung.

Weisheit des Tages: Loslassen und Verzeihen ist ein Prozess und keine Entscheidung. Es funktioniert nur durch Bedingunglosigkeit.

Natürlich hielt es mich nun nicht mehr im Bett. Ich hatte den Drang aufzustehen. Als ich auf die Uhr schaute, war es noch nicht einmal 6 Uhr. So wartete ich einen Augenblick, zog mich dann leise an und setzte mich in den Garten um diese Zeilen zu schreiben. Unser Hotel befindet sich in einem Tal. So langsam bahnen sich die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg hierher.

Ich sitze noch im Schatten während die Sonne das Tal erobert.

Ich weiß nicht, was der Weg mit uns macht. Doch es fühlt sich einfach richtig an. Ich bin dankbar hier zu sein und mich zu spüren. Ich bin Aileen dankbar, dass sie die Idee hatte, alles organisierte und ich dabei sein darf.

So auf geht es. Das Frühstück wartet.

05.05.18 – vierte Etappe – Barcelos nach Ponte de Lima

Heute liegt die vierte Etappe vor uns. Im Grunde alles gut. Wenn da nicht die Länge dieses Abschnittes wäre. Es heißt 34 km und es wurden 38 km. Gefühlt hätte es keine 100 m länger sein dürfen. Doch dazu später mehr.

Aufgrund der vor uns liegenden Kilometer waren wir sehr aufgeregt morgens. Alles ging ein bißchen schneller als sonst. Schneller im Bad, beim Packen und Frühstücken. Der Jakobsweg zog uns zu sich. ? So waren wir schon früh unterwegs. Bei einigen Menschen gehen die Rollläden hoch und ich hatte bereits 3.500 Schritte auf der Uhr.?

Solche Zitronenbäume stehen hier überall auf den Grundstücken. Wir sind immer wieder entzückt, also vor allem Aileen.??

In Barcelos, unserem Übernachtungsort,  war ein traditionelles Fest. Das die Tradition bis morgens um 2 Uhr anhalten musste, kam uns etwas ungelegen. Denn die Feierei fand genau vor unserem Fenster statt.?

Doch trotz des wenigen Schlafes gab es keine Morgenmüdigkeit. Auch die absolvierten Kilometer der letzten drei Tage spürten wir kaum. Denn wir waren voller Energie. Die 34 Kilometer, die vor uns lagen, wirkten wie eine aufputschende Droge und der Dealer war der Jakobsweg.?

Es sollte laut Vorhersage auch noch der schönste Tag unserer bisherigen Reise werden. 24 Grad waren angesagt. ☀☀☀ Doch wie bei den Kilometern wurden es auch hier etwas mehr.

Landschaftlich war es heute richtig, richtig schön. Raus aus den Ortschaften und rein in die Natur.


Die Restaurants waren etwas rar gesät auf diesem Abschnitt. Es waren nur fünf Stück auf 38 km. Am dritten kamen wir etwas zu früh für ein Mittagessen vorbei. Also entschieden wir uns weiterzugehen. Dann kam lange kein weiteres und wir rasteten an einer Kirche. So richtig Hunger hatten wir aufgrund der Hitze eh nicht. Es ging nur darum, die Füße etwas zu erholen.

Wir gingen oft hintereinander und jeder war in seinen eigenen Gedanken unterwegs. Das ständige Gehen brachte mich dann in einen „Tunnel“. Ein toller Gedanke nach dem anderen Schoß mir durch den Kopf. Ich kenne dies auch von anderen sportarten – der Flow. So entstand ein kompletter Vortrag in meiner Vorstellung.

Was jetzt vielleicht so toll klingt, war in Wirklichkeit wohl der Anstrengung geschuldet. Wir gingen heute an unsere Grenze und ein großes Stück drüber hinaus. Leider liefen wir uns dabei auch Blasen. Das machte die letzten Kilometer zur Tortur. So begangen wir abwechselnd oder gemeinsam zu singen. Ja, richtig singen. Das ist schon etwas ungewöhnlich für uns. Doch so ungewöhnlich wie es klingt. Es half.

Genial war auch der Countdown der letzten 2 km. Wir wollten wirklich nur noch eins – ankommen. Wir schleppten uns mehr als das wir wanderten. Als wir an unserem Hotel eintrafen hatte ich das Gefühl, dass ich keine 100 m mehr geschafft hätte. Was natürlich Quatsch ist. Es war im Nachhinein sehr spannend zu erleben, was der Kopf mit mir machte. Körperlich hatte ich garantiert noch Reserven. Doch mit dem Ziel vor Augen, war da diese Stimme, die sagte, wenn du es überhaupt bis dahin schaffst ok, aber auf gar keinen Fall einen Schritt weiter.☹️
Im Hotel lag unser Zimmer im ersten Obergeschoss. Natürlich gab es keinen Lift. Da hättest du uns sehen sollen! Wir sind die Treppen hochgegangen, wie die letzten Meter bei der Besteigung des Mount Everest.??

Inspiration des Tages: Es wird immer zuerst der Geist müde und nicht der Körper.

Ich stellte mir unterwegs immer wieder die Frage, ob mein Rucksack wirklich immer schwerer wird. Bei jedem Aufsetzen hatte ich das Gefühl, dass es so ist. So beschäftigte ich mich damit, was ich wohl rauswerfen könnte, wenn ich das nächste Mal Rast machte. Ich fragte mich immer wieder, was ich zu viel mit mir herumschleppe.
Dann kam die gedankliche Übertragung auf den Alltag.

Weisheit des Tages: Jeder trägt seinen Koffer. Doch so einige tragen (emotionales) Übergepäck. Was gilt es loszulassen, um leichter durch das Leben zu kommen?

Die wichtigsten Helfer des heutigen Tages.

Oh, der Jakobsweg wirkt. Wenn du nur dich und deine Gedanken hast, entstehen großartige Dinge.

Wieder für das ?

04.05.18 dritte Etappe – Acros nach Barcelos

Eingelaufen. Also nicht meine Wandersachen, sondern unser Rhythmus. Schon spannend die deutsche Sprache, eingelaufen und eingelaufen. Das ging mir heute mehrere Male durch den Kopf.?

Am dritten Tag war klar, wie die Sachen zu packen sind. Jetzt war mir bewusst, was ich schnell erreichbar verstauen sollte und was nach ganz unten in den Rucksack darf.
Am dritten Tag schlich sich also schon so etwas wie eine kleine Pilgerroutine ein.

Motto des Tages: Schon am dritten Tag entsteht eine Pilgerroutine. Es baut sich eine neue Komfortzone auf. Wir leben zu 95% in unseren täglichen Routinen. Mach etwas anders! Mach etwas Anderes! Erweitere Deine Komfortzone! Glück liegt außerhalb Deiner Komfortzone.

Heute war zudem der wärmste Tag. Wir hatten heute über 25 Grad. Da wurde es Zeit für kurze Hosen. Premiere.??

Unser Gencode ist ca. 20.000 Jahre alt. Forscher haben herausgefunden und später wieder hereingefunden. Kleiner Spaß. ?Forscher fanden heraus, dass wir Menschen uns vor 20.000 Jahren zwischen 20 km und 40 km pro Tag fortbewegten. Also habe ich mich heute meinen Genen entsprechend verhalten. Wie sagt mein Kollege Prof. Dr. Janos Winkler – artgerecht.
Doch wenn dies artgerecht ist, muss noch irgendjemand meine Gene davon unterrichten. Ich bin wirklich gespannt, ob auch für die Muskelatur, Sehnen und Bänder ein Gewöhnungseffekt, also eine Routine während dieser Reise entsteht.

Heute wurden es ca. 22 km. Es war schön warm und die Landschaft belohnte immer mehr, dass wir uns auf diesen Weg gemacht haben.

Hier wachsen Blumen am Wegesrand, für die wir in deutschen Blumengeschäften Geld ausgeben. Das durfte ich schreiben, da Aileen sehr fasziniert und begeistert war.

Die Erdung beginnt. Ein Rhythmus stellt sich ein. Der Kopf wird frei und es entsteht Platz für neue Gedanken.

Beim Pilgern ist es möglich sich immer wieder mit der gleichen Frage einen ganzen Tag zu beschäftigen. Es entsteht eine Tiefe in den Antworten für die wir uns am Schreibtisch nicht die Zeit nehmen. Es ist schon etwas unheimlich, worauf der Geist so kommt, wenn er Platz und Zeit bekommt. Einfach die Bestätigung – unser Potenzial steckt in uns. Es braucht nur geweckt werden.

Inspiration des Tages: nimm dir eine Frage, viel Zeit und lass deinen Geist alles weitere für dich tun. Tue selber nichts! Lenke nicht! Steuere nicht! Folge deinem Geist! Entdecke deine Genialität!
Hier mal eine Übung für zuhause:

Brauchst nicht gleich pilgern zu gehen. ?

Weisheit des Tages: Es steckt alles in dir, was du brauchst. Weck es auf und gib dir Zeit!

Das war übrigens der Blick aus dem Hotelfenster bei unserer Ankunft. Wir werden wohl noch eine Runde auf dem Karussell drehen. ??

Für die Nacht hilft uns da nur eins – mitfeiern. ?

Für das ?

wenn du magst, hinterlasse doch einfach mal einen Kommentar! Wir freuen uns diesen bei der nächsten Ankunft zu lesen.


03.05.18 – zweite Etappe • Vilar do Pinheiro – Acros

Schon der zweite Tag unserer Pilgerreise. Gestern haben wir darauf verzichtet digital vorzuplanen um uns heute von den Ausschilderungen führen zu lassen.
Das bedeutete nicht nur, dass wir keine Hinweise bekamen. Also keine Navi die sagt: „links, rechts oder geradeaus“. Vielmehr gab es auch keine Hinweise auf das „Wieviel“ noch. Das war das Spannenste.☝? Denn der Weg ist hervorragend ausgeschildert.

Motto des Tages: Mach einfach! Fang an! Du braucht nicht den ganzen Weg bis zu deinem Ziel kennen. Ja, es werden unvorhergesehene Dinge passieren. Doch fang einfach an! Du kannst nicht alles voraussehen und -planen. Wenn du etwas willst, mach es!
Wenn Du mit dem Auto in der Nacht von Hamburg nach München fährst, brauchen Deine Scheinwerfer auch nicht die gesamte Strecke ausleuchten. Es reichen die nächsten Meter. Vielleicht kommt unterwegs eine Umleitung. Dann nutzt du diese. Doch du kommst letztlich an Deinem Ziel an.
Heute sind wir eine Umleitung gegangen. Einfach weil uns so war. Es war ruhiger, abgelegener und für uns noch entspannter. ??‍♀️

Weisheit des Tages: Der Weg erschließt sich, wenn du ihn gehst.

Ein sehr bewegender Augenblick geschah während einer Pause.
Wir saßen in einem kleinen Dorf-Café und tranken unsere Getränke. Da betrat ein älterer Herr das Lokal. Er sah uns, erkannte uns als Pilger und kam zu uns. Er schüttelte uns jeweils die Hand, mit großer Herzlich- und Aufrichtigkeit. Er sagte zu uns nur ein Wort: Kompliment. Ich bekam sofort eine Gänsehaut und jede Zelle meines Körpers wurde mit Stolz erfüllt. Es war einer dieser besonderen Augenblicke. Warum es so besonders war?
Vielleicht lag es an meiner körperlichen Anstrengung?
Vielleicht weil Anerkennung gut tut?
Vielleicht aber auch nur an der großartigen Menschlichkeit, jemanden ohne Hintergedanken voller Ehrfurcht Respekt auszudrücken.

Inspiratition des Tages: Berühre ohne anzufassen!

Freude gemacht: hier haben Anwohner den Pilgern eine Freude gemacht. Sie stellen frische Zitronen und Wasser kostenfrei zur Verfügung. Jeder Pilger kann sich selbst bedienen.

Noch ein paar Gedanken zum Weg:
Er ist wunderbar ausgeschildert. Heute kamen wir das erste Mal auf Feldwege – raus aus den Ortschaften.
Die Distanzen sind anspruchsvoll aber auch untrainiert schaffbar. Hauptsache du bist einigermaßen gut zu Fuß. ?


Immer wieder laden kleine Cafés und Restaurants zum Pausieren ein.
Die Preise dort sind für unsere Verhältnisse günstig. So zahlten wir heute für drei Stück Kuchen, Wasser und einen Kaffee nicht mal 5,-€.

Unterwegs wird dann der eigene Pilgerpass (heißt wirklich so) von heimischen Unternehmen abgestempelt. Wenn alles täglich ordnungsgerecht ausgeführt wurde, gibt es beim Ziel eine eigene Pilgerurkunde. Hier ist eine der wenigen Möglichkeiten zum Selberstempeln:

Hier die Daten für die Blauen


02.05.18 – erste Etappe Porto – Villa do Pinheiro

Motto des Tages: ein Vogel, der auf einem Ast sitzt, hat keine Angst, dass der Ast bricht. Dabei vertraut er nicht dem Ast, sondern seinen eigenen Flügeln.
Selbstvertrauen entsteht beim Überwinden der eigenen Grenzen.
Beim Pilgern auf 280 km ist auf jeden Fall eine Grenze fällig.

Heute war unser erster Tag auf dem Jakobsweg.
Es ging los mit dem Startgefühl, wie bei einem sportlichen Wettkampf. Also Aufregung pur.?

Weisheit des Tages: Jeder Moment, indem etwas beginnt, ist der richtige Moment.

Was allerdings dazukam war die Ungewissheit, ob das morgendliche Streckenplanen doch etwas zu kurzfristig war. Doch dann sind wir einfach losgestolpert.?

Wir mussten um 15:00 Uhr bei einem Meetingpoint sein. Doch dazu später mehr.

Es war so ein geniales Gefühl, die erste Muschel auf dem Boden zu sehen. Denn das war der Beweis. Wir sind hier schon mal richtig.


Es ging bei 13 Grad los in Porto und vor uns solllten 17 km liegen. Für eine erste Etappe inkl. Materialcheck völlig in Ordnung. Die erste Etappe war nun nicht so romantisch, da wir größtenteils durch Porto und angrenzende Ortschaften pilgerten.

Wie schon geschrieben sollten wir um 15 Uhr an einem Meetingpoint sein. Wir haben diese Reise bei einem Anbieter für solche „Abenteuertouren“ gebucht. Das bedeutet ein bissl mehr Organisation, was für einen Gelben nicht sooo schlecht ist und gleichzeitig aber auch, dass wir uns an Vereinbarungen halten müssen. Das ist natürlich neu für uns. Blöde war nur, dass der Meetingpoint nicht näher beschrieben war. Also dachte ich, auf dem Weg bleiben. Da wird schon ein Schild kommen. Kam aber eben nicht. ? Um 15:05 Uhr rief ich dann beim Veranstalter an und fragte nach dem genauen Standort des Meetingpoints. Und in dem Augenblick des Fragens las ich, dass dies am Bahnhof des Ortes war. Ups- na wer lässt auch die Routenplanung von einem Gelben durchführen? Aileen hatte ihre erste Lektion. ?
Ok, waren dann eben 30 Minuten später am Meetingpoint und aus 17 geplanten Kilometern wurden dann 21,53 km. Wir haben uns aber alle lieb und freuen uns auf die kommenden Dinge.

Für die Blauen

Jetzt gibt es erst mal ein Basenfußbad. Ja, das musste unbedingt mit und hatte Platz im Rucksack. Es macht gleich wieder fit und der zweite Tag kann kommen.


01.05.18 Anreise und Ankunft in Porto

Es ging früh los. Verdammt früh. Um 2:30 Uhr klingelte der Wecker. Da war verdammt viel Potenzial zu wecken. Ich hatte ca. 30 Minuten Schlaf, da ich noch totaaal „wichtige“ Dinge im Büro erledigen wollte.

Um 5 Uhr standen wir pünktlich zum Einchecken im Hamburger Flughafen. Die Flugzeit wurde Schlafenszeit.

Abflug in Hamburg

Aufgrund der guten Vorbereitung war uns spontan bei der Ankunft klar, dass hier die Uhr eine Stunde zurückgestellt werden muss.

Wir haben uns entschieden mit der Metro in die Innenstadt zu fahren. Wir kamen mit dem Ticketaufomaten nicht klar. So habe ich statt je einer Fahrt für zwei Personen, zwei Fahrten für eine Person gekauft.
Falls heute noch jemand in PORTO ein Ticket braucht – ich habe eins.?

Der Rucksack hat den Flug überlebt. Es war sein erster. Quasi Jungfernflug der Jörnschen Rucksäcke.

Er war schon ein bissl böse so lange im Schrank gelegen zu haben. Das letzte Mal in Freiheit war für ihn im Juli 2017, bei unserer Überquerung der Alpen. Also haben die Rucksäcke noch im Sonnenlicht geblendet und geblinckt. Ähnlich wie die Queen auf dem Geldschein, wenn ein Schotte ihn aus der Tasche holt. Achso, Schotten sind die Schwaben Großbritaniens.

Nach dem Essen mussten wir uns ausruhen und ich habe mal eben 13 Stunden durchgeschlafen. ? Gut gekräftigt für die erste Etappe.

31 Responses to Pilgern

  1. Henry von DREILAUT 4. Mai 2018 at 9:45 #

    Sehr schöne Berichte, habe letztes Jahr sowas von einem Online-Marketer (Marco Janck) verfolgt und finde diese Pilgerstrecke sehr spannend. Viel Spaß!

  2. Steffi 6. Mai 2018 at 13:55 #

    Dein Bericht inspiriert uns 🙂 wir überlegen, auf dieser Route im September zu pilgern – das erste Mal! Freuen uns schon auf eure weiteren Berichte. Glg und viele tolle Eindrücke wünschen euch stef+stef

    • Gereon Jörn 6. Mai 2018 at 14:27 #

      Hallo Stef und Stef, jetzt habt ihr uns motiviert. Denn wir sitzen gerade nach 10 km durch die Hitze bei unser Mittagspause mit drei Bananen pro Person. Wir freuen uns euch inspiriert zu haben. Ihr habt uns gerade Rückenwind verliehen.

      Wie sagen die Wanderer: Du warst nie dort, wenn du nicht zu Fuß dort warst.

      In diesem Sinn Bon Caminho

  3. Stefanie Kern 7. Mai 2018 at 11:28 #

    wunderbare Bilder und noch schönere Texte
    DANKE dass ihr uns ein Stückchen mitnehmt. Der Weg zeigt euch den Weg.
    Ihr seid motivierend, bereichernd, herzlich und du hast mein Leben verändert und zauberst mir Glückstränen ins Auge.
    ich hoffe nur ihr begegnet Menschen, die euch genau so viel zurück geben, wie du uns gibst.
    Mit den glücklichsten und herzlichsten Grüßen Stefanie Kern

    • Gereon Jörn 7. Mai 2018 at 12:12 #

      Vielen Dank liebe Stefanie.

      Vielen Dank, dass Du uns die Tür öffnest. Es steckt alles in Dir, was Du brauchst.

  4. Micha 7. Mai 2018 at 11:35 #

    Toll geschrieben, ihr beiden.
    Und eine tolle Aktion. Aileen hat es sicher nicht immer einfach mit so einem chaotischen Gelben wie dir, Gereon 🙂

    Danke, dass ihr uns ein wenig teilhaben lasst an euren Eindrücken – auch wenn das live vor Ort mit Sicherheit nochmal eine ganz andere Hausnummer ist.

    Ich wünsche euch noch tolle Eindrücke und heile Füße. Wir sehen uns ja bald wieder im Harz …

  5. Ellen 7. Mai 2018 at 21:13 #

    Hallo ihr beiden,
    euren Bericht lese ich mit Freude, da er mich ein bisschen an meinen Urlaub auf Bali und den Nachbarinseln erinnert. Er ist schön geschrieben und beschreibt bildlich wie es euch ergeht.
    Auch wenn euch die Füße schmerzen, so ist es doch schön seinen Körper zu spüren und zu wissen zu was dieser zu leisten in der Lage ist , oder? Lohn sind die kleinen Momente mit Einheimischen , ebenso die herrlichen Landschaften, so majestätisch und mit der Kamera meistens kaum einzufangen, also genießt und lebt die Momente!
    Ich bin etwas neidisch auf euch , denn eigentlich kann es euch gar nicht besser treffen, da ihr diese wunderbaren Momente auch noch miteinander teilen könnt-was gibt es schöneres?
    Genießt jede weitere Etappe, habt viel Spaß und alles Gute für eure Füßchen 😉
    LG Ellen

    • Gereon Jörn 7. Mai 2018 at 21:46 #

      Hallo Ellen, das ist schön, dass Du durch unsere Eindrücke wieder an Deine magischen Orte versetzt wirst.
      Danke für Deine Wünsche und für Dein Daumendrücken

  6. Anita Stech 8. Mai 2018 at 8:37 #

    Guten Morgen ihr beiden danke für eure tollen Eindrücke da bekommt man trotz Blasen an den Füßen Lust auch mit zu wandern.
    Toll das ihr diesen Blog macht. Gott sei Dank kann der gelbe ja nicht anders. Ich freu mich auf weitere Berichte.
    Vielleicht könnt ihr Tilo ja mal anstecken mit der Idee. Ich wünsche euch noch einen tollen Weg mit vielen inspirierenden Bewegung .
    Viele liebe Grüße Anita

    • Gereon Jörn 8. Mai 2018 at 9:03 #

      Hallo Anita, danke für Deine Worte. Du kannst ja Tilo 20 bis 100 Mal am Tag den Link vom Pilgerblog schicken. ? Wiederholung wirkt wahrheitsbildend. ?

  7. Sandra 8. Mai 2018 at 18:19 #

    Hallo ihr lieben!

    danke für eure Berichte. Ich fühle mich, als wäre ich dabei – nur ohne Blasen an den Füßen 🙂
    So unglaublich tolle Eindrücke. Ihr habt alles richtig gemacht!
    Selbst ich fühle mich motiviert und glücklich wenn ich euch so sehe – unglaublich.

    Ich freue mich sehr für euch und bin auf eure nächsten Tage sehr gespannt.

    Sonnige Grüße
    Sanni

    • Gereon Jörn 8. Mai 2018 at 19:28 #

      Sonnige Grüße von Sanni
      Das kann nur gut werden.
      Danke schön ??

      Aileen bedankt sich noch mal sehr für den Tipp mit den Pflegekapseln. Sie ist begeistert.

      • Sandra Borchert 8. Mai 2018 at 19:45 #

        Ja sehr gerne!
        Die proWIN Pflegekapseln sind wirklich unschlagbar. Falls wir es mal nicht schaffen sollten uns zu sehen, kannst du auch einfach unter https://prowin-wellness.net/de/ nachbestellen.
        Dein Zugangscode: 193861083826 ??
        Oder mich anrufen und ich schicke es dir gerne zu.

        Herzliche Grüße
        Sanni

  8. Reinhild wolter 8. Mai 2018 at 19:59 #

    Hey ihr lieben , verfolge euch aufmerksam. Toll und vielen dank fürs tägliche update, bei dieser wahnsinnigen tollen naturkulisse nimmt man doch blasen und schmerz in kauf…man kriegt richtig lust mitzulaufen. MACHT weiterso ihr seit klasse und das ziel kommt mit jedem schritt näher?

    • Gereon Jörn 8. Mai 2018 at 20:09 #

      Danke schön Reinhild. Es hängt alles vom Fokus ab. Sehr richtig.

      Als wir in einem Café halt machten, fuhr ein Taxi vor uns nahm eine Pulgerin mit. Sie trug nur noch Flipflops und die Füße sahen richtig böse aus. Da sind wir noch sehr gut dran.

      Danke für Deine Aufmunterung. Das motiviert uns.

  9. Helga Hendle 9. Mai 2018 at 20:38 #

    Ihr seid beide so GROßARTIG und könnt stolz sein☺Doch was werdet ihr erst für ein Gefühl haben wenn ihr angekommen seid.Liebe Grüße und gute Gefühle ?Helga

  10. Beate Penteker 10. Mai 2018 at 23:48 #

    Liebe Aileen,
    lieber Gereon,
    Ihr seid ein Geschenk für die Welt!
    Danke für Eure tollen Berichte. Wir verfolgen Euch täglich mit großer Freude. Ihr leistet großartiges und könnt wirklich sehr stolz auf Euch sein. Also WIR sind es 🙂
    Fühlt Euch ganz fest gedrückt von uns und toi toi toi auf den letzten Metern.
    Eure Beate und Dietmar

    • Gereon Jörn 11. Mai 2018 at 12:55 #

      Hallo Ihr Zwei, danke für Eure Anfeuerung. Es läuft. Später dann dazu mehr im Blog

  11. Ines Weser 11. Mai 2018 at 0:07 #

    Ich lese ebenfalls jeden Bericht. Vor zwei Jahren bin ich den Jakobsweg auch gelaufen. Freut euch auf den Zieleinlauf. Es wird ein fantastisches Erlebnis für euch sein. Es entschädigt für alles und gibt Kraft jedes Mal wenn ihr daran denkt. Viel Spaß auf den letzten Kilometern. Liebe Grüße Ines

    • Gereon Jörn 11. Mai 2018 at 12:55 #

      Danke liebe Ines. Es ist ein Wechselbad der Gefühle. Schon sehr sehr spannend.

  12. Michaela Hack 11. Mai 2018 at 1:18 #

    Hallo Ihr Beiden, ich wünsche Euch, nach den vermutet, locker zu laufenden 12 km am heutigen Tag, dass es morgen eine angenehme Wegstrecke gibt. Eine Wegstrecke, die in weiten Teilen nicht bergan, sondern geradeaus geht. Aber – ihr wisst ja: “der Weg ist das Ziel”. Ich hatte heute abend mal ein wenig Zeit, Euer Pilgertagebuch in Angriff zu nehmen, mal ein wenig rein zu lesen. Kompliment! sehr gut geschrieben. Das macht Lust auf mehr. Ich hoffe sehr, dass das vielleicht auch eine neue Alternative zu Hapes Dauerbrenner gibt? Und – ich musste so herzhaft über Schnabbel lachen! – habe mich in Eurer Schilderung wieder erkannt. Mir begegnet, so ganz ohne Pilgerstrecke, Schnabbel, jeden 2. Morgen, hier auf meiner Gassi-Runde in BW, Rems-Murr-Kreis, Raum Backnang.Ein 3-er-Clan, zwei davon sind mit Walking-Stöcken ausgestattet, die 3. walkt mit rudernden Bewegungen, aber ohne Stöcke, mit. Das geht jetzt seit ca. einem viertel Jahr so, und die drei Grazien bringen uns, meine Hündin und mich, vor allem aber mich, an meine Grenzen. Ich nenne die Geräusche, die diese 3 Grazien machen,nicht “schnabbeln”, sondern quietschen. Irgendwo auf dem Weg kommen sie aus einem Seitenarm der Strecke und quietschen uns von hinten an. Schon von weitem hörbar. Leider geht es nicht ums Wetter, das wäre vielleicht noch irgendwie zu ertragen, es geht ausnahmslos immer, um böse Menschen, die ihnen den letzten Tag vermasselt haben. Ich habe noch nie gehört, dass sie sich positiv geäußert haben. Immer wird auf alles und jeden geschimpft. Das in einer keifenden, quietschenden Tonlage. Da sich ganz offenbar auch meine Hündin von diesen Schilderungen gestört fühlt, läuft sie nicht mehr weiter. Sie bleibt einfach stehen. Dadurch wird das Geschimpfe nicht erträglicher, sondern nur noch lauter 🙂 also hab ich mir die letzten Wochen angewöhnt, auch stehen zu bleiben, die Damen aufschließen, und sie uns passieren zu lassen, um sie dann vor uns zu haben. Dann haben wir das Gequietsche vor uns. Und es wird erträglicher. Wie oft hab ich mir schon überlegt, meinen Gedanken Luft zu machen, das lustige Trio zu fragen, ob sie auch mal was Positives mitzuteilen haben. Und eigentlich – genieße ich die Ruhe, so früh morgens so sehr. Wunderbar, um die Gedanken des letzten Tages zu verarbeiten, Sorgen zu reflektieren, ihnen Lösungen zuzuarbeiten. Das geht so gut, wenn man läuft, wenn man das zarte Licht des Tages um sich hat. Oft springt ein Hase übers Feld. Oder ein Reh streift unseren Weg. Es ist schön zu laufen, es macht frei. Und glücklich. Euch beiden morgen einen genauso schönen Pilgertag. Genießt ihn. Jede Minute. Liebe Grüße Michaela (ich bin übrigens die, die euch mal die wunderbare Aloe-Vera-Zahnpasta besorgt und zugeschickt hat 🙂 war sie gut?, wart ihr zufrieden?

    • Gereon Jörn 11. Mai 2018 at 12:54 #

      Herrlich Michaela, da kann ich mich hineinfühlen. Bei uns war es eher spanisches Geschnatter.

      Danke für Deine Beteiligung. Es hat den Weg erleichtert.

      Zahnpasta läuft…

  13. Pia Panosch 11. Mai 2018 at 22:46 #

    Hallo ihr beiden ?

    Wir sind total begeistert und lesen täglich euren Bericht. Voller Respekt für die Leistung. Gereon, Danke für deinen Humor. Ich sag nur Brett und Holzfabrik… ich musste laut loslachen.
    Viel Spaß auf den letzten Kilometer. Wir begleiten euch auf Schritt und Tritt
    Liebe Grüße Thorsten und Pia

    • Gereon Jörn 12. Mai 2018 at 15:12 #

      Hallo oder wie es hier heißt Olá, ja die letzten Kilometer haben es in sich. Gerade jetzt heißt es pausieren und Kommentare lesen. Danke für Euren. Bis bald mal wieder

  14. Dad 12. Mai 2018 at 14:08 #

    Hallo ihr zwei
    Man kann sich dem (euren)Rausch der Pilgerreise ja garnicht entziehen! Solch eine geniale Beschreibung von erlebten Einzelheiten mit den Menschen auf eurem Weg ,super! Also genießt das bisher und noch folgende erlebtes auf eure Pilgertour. Seid lieb umarmt von Dad aus HWI

    • Gereon Jörn 12. Mai 2018 at 15:13 #

      Hallo Du, danke für Deine Worte. Ja, es ist ein beeindruckendes Erlebnis. Liebe Grüße und Umarmung zurück A & G

  15. Gabi 12. Mai 2018 at 22:34 #

    Hallo Aileen , hallo Gereon. Danke. Von ganzem Herzen Danke für Eure ehrlichen Berichte. Ich geniesse sie. Jeden Tag. Wunderbar die Erfahrung, die Ihr machen könnt. Lauft für alle, die nicht laufen können. Wachst über Euch hinaus. Wachst am Weg. Am meisten freuen mich Eure Berichte über die Unterstützung durch Menschen, die die Pilger “anfeuern”. Herzenswärme und Freundlichkeit durch Menschen zu erfahren, die dich nicht kennen lässt mich glauben, dass ALLES möglich ist. Wenn wir nur wollen. Bom caminho.

  16. Holzapfel 14. Mai 2018 at 7:43 #

    Hallo Ihr Zwei.
    Gratulation zum großen Erfolg Euer Ziel zu Fuß erreicht zu haben.
    Es gibt mir Kraft und Mut sich im Leben immer wieder durchzubeißen.
    Danke für die tollen Berichte von Euch Zwei lieben.
    Gute Erholungszeit und bis bald ?

  17. Thomas Fuchs 14. Mai 2018 at 8:21 #

    Hallo liebe Aileen und Gereon,

    ich gratuliere euch von ganzem Herzen, dass ihr euer Projekt so durchgezogen habt! Mein Gott, ein Aussenstehender kann sich glaube ich gar nicht vorstellen, was man auf einer solchen Reise alles erlebt, wieviele Gefühle und Eindrücke jeden Tag durch Körper, Geist und Seele rasen. Ich auch nicht, nur in etwa erahnen.
    Toll und superschön, dass ihr so detailliert von eurer Reise berichtet habt und eure Community somit das Pilgern aus der Ferne miterleben durfte.
    Falls ich mit Bettina auch einmal ein solches Projekt planen, werde ich euren Bericht mit Sicherheit nochmals anschauen – als Motivationsspritze.
    Erholt euch gut und seid stolz auf das Erreichte.
    Ganz liebe Grüsse aus dem Ländle,
    Thomas

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